Vergangenheit der Kirschbaummühle
Beitrag auf TVO zur Historie der Kirschbaummühle: Ein Fall für Dippold: Zukunft & Vergangenheit der Kirschbaummühle in Lichtenfels
Unterwegs mit Bezirksheimatpfleger Günter Dippold: Wer durch die Lichtenfelser Innenstadt, vorbei am Schützenplatz, fährt, der hat sie wahrscheinlich schon bemerkt – die Kirschbaummühle. Das über 2.000 Quadratmeter große Gebäude ist kaum zu übersehen und in einem alles andere als guten Zustand. 2026 soll hier das Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien, kurz FADZ, einziehen. Doch bevor die alte Mühle in ein modernes Forschungszentrum umgebaut wird, blicken wir auf die Geschichte der ehemaligen Getreidemühle zurück. Und zwar gemeinsam mit Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts war die damalige Getreidemühle mit der neusten Technik ausgestattet.
Mitte 2023: Notarielle Übertragung der Kirschbaummühle von der Stadt Lichtenfels auf den FADZ Zweckverband
18.11.2019: Gründung Förderverein Forschungs- & Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien Lichtenfels
Frühjahr 2019: Erwerb der Kirschbaummühle durch die Stadt Lichtenfels
1961: Verkauf der Wasserkraftanlage an das Überlandwerk Oberfranken AG Bamberg (heute SÜC Städtische Werke Überlandwerke Coburg)
Februar 1954: Aufgabe des Mühlenbetriebs und Verkauf der Mühlenausstattung
Exkurs: Das Lichtenfelser Tagblatt schrieb am 26. Mai 1951 unter der Schlagzeile "Modernste Mühle Süddeutschlands. 460 Jahre Kirschbaummühle Lichtenfels": "[...] Im Laufe von fast einem halben Jahrtausend entwickelte sich aus der kleinen Lohnmühle eine für Oberfranken immer mehr Geltung gewinnende Handelsmühle, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit neben den Großmühlen Süddeutschlands in den Verein bayerischer Handelsmühlen aufgenommen wurde.
[...] Durch einen umfassenden Neubau im Jahre 1932 mit mehrfacher Aufstockung des Hauptbetriebsgebäudes wurde die Anlage auf den damals technisch besten Stand gebracht und vor allem die Weizenmühle vervollkommnet, ein Umstand, der sich besonders in der Nachkriegszeit bewährte, als die Kirschbaummühle die Mehlversorgung weiter Landkreise aufrecht erhielt.
[...] In ihrem schönsten Schaffensdrang wurde die Kirschbaummühle im heißen Juli des vergangenen Jahres von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht [...]. Binnen weniger Stunden wurde die Mühle durch Feuer- und Wasserschäden völlig zerstört. Doch dank der Initiative des Betriebsinhabers und seiner Söhne wurde bereits nach einigen Tagen mit dem Wiederaufbau begonnen und jetzt - nach rund 10 Monaten - steht vor unseren Augen ein Unternehmen, dessen Produktionswiederaufnahme mit dem heutigen Tage nicht nur dem Unternehmen selbst, sondern auch der Allgemeinheit dienen dürfte. Sichtbar dominierend beherrscht der kühn emporstrebende Mühlenturm das Stadtbild, eine Meisterleistung unserer heimischen Firma Meidel & Dechant, die auch die massigen Gebälkkonstruktionen des Gesamtbaues schuf. Mit der Erhöhung und Verbreiterung des Turmes gewann auch das architektonische Bild des sieben Stockwerke umfassenden Gebäudes. [...] Auf acht vollautomatischen Doppelwalzenstühlen und einer dreiteiligen Soder-Mühle und damit 19 Passagen vollzieht sich der eigentliche Mahlprozeß.
[...] Neuartig ist die Förderung der Mühlenprodukte in 27 durch 5 Stockwerke hindurchlaufenden Stahl- und Glasrohren mittels künstlich erzeugten Luftzuges. [...] An der maschinellen Ausgestaltung waren mitbeteiligt die Firmen Hartmann-Offenbach. Die Bauarbeiten wurden durch die Firma Hans Diroll, die Dachdeckerarbeiten von der Firma Andreas Bär, die Flaschnerarbeiten von der Firma Reinhold Scherer unter der Gesamtleitung des Architekten Hermann Berner ausgeführt. In wenigen Tagen wird die Firma Hanitzsch nach Einbau der Generatorenanlage auch ihr Elektrizitätsversorgungswerk wieder in vollen Betrieb nehmen." Lichtenfelser Tagblatt, Ausgabe Nr. 60 vom 26. Mai 1951, S. 14. Vgl. StadtALIF, Die Mainmühle, Manuskript von Heinrich Meyer, o. J., S. 24
1950/51: Instandsetzung Mühlen- und Silobau
Wiederherstellung nach Brand, Bauplan von 1950, Gesamtansicht Mühlenbau, Silobau und Getreidereinigungsturm von Osten (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 416/1950, AS)

Juli 1950: Brand des Mühlen- und Silogebäudes
1932: Bau/Erneuerung des Mühlengebäudes
Historische Fotografie Kirschbaummühle, 1930/40er Jahre (Stadtarchiv Lichtenfels)

Maschinenplan Mühle 1932

Ansicht Mühlengebäude von Osten, Bauplan von 1932 (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 48/1932, AS)

1927: Gestaltung des Innenhofes hin zur Coburger Straße
Errichtung einer Gartenmauer entlang der Coburger Straße, Bauplan von 1927 (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 436/127, AS)

1922/23: Bau der Villa
Bauplan der Villa von 1922, Ansicht von Osten (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 99/1922, AS)

1921: Neubau des Silogebäudes
Plan Silobau 1921/22. Bestandsbau im Bauplan von 1932, Ansicht von Osten (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 48/1932, AS)

1918: Übernahme des Mühlenbetriebs durch Otto Max Hanitzsch und Umgestaltung des Gebäudekomplexes in seine heutige Form im Lauf der nächsten Jahrzehnte
1910/11: Bau des Wasserkraftwerks mit zwei Turbinen mit Unterstützung der Nordfränkischen Oberlandzentrale
Neubau Wasserkraftwerk 1910 (genehmigt 1914) Bau einer Turbinenanlage für Herrn Johann Kirschbaum in Lichtenfels. Lage-Plan M 1:1000, gez. Hans Diroll, Lichtenfels, 7. Juli 1910, Grundriss u.a., M 1:100, gez. Schneider, Jaquet Cie GmbH Strassburg-Koenigshofen i/E. Mühlenbau-Anstalt, 12. Nov. [19]10, genehmigt mit Beschluss v. 30.12.1913, Lichtenfels
19. Januar 1914 (StAB K14 BA Lichtenfels, Nr. 4314 Bd. 4).

1910: Übernahme des Mühlenbetriebs durch Johann Michael Kirschbaum, namensgebender Müller der Kirschbaummühle
Historische Postkarte, um 1907. Blick über die Coburger Straße nach Norden mit Mainmühle (Stadtarchiv Lichtenfels)

Situationsplan der Mainmühle von 1892. Bauplan der Schneidmühle von 1892 (StAB K 14 BA Lichtenfels Bpl. Nr. 183/1892, AS)
